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Tarifa (Flusser und Videos)

3 Wochen Tarifa. Mit dabei: Minicams, wasserdicht verpackt, Flussers Gesten und Foucaults Archäologie des Wissens. Den einen lerne ich lieben, den anderen lese ich nur, weil ich sonst nichts mehr habe.

http://vogelzeig.de/katha/wp-content/themes/darwin/doku/pflanze_02_short.mov
Windblume (Camcorder mit Super-Makro)

http://vogelzeig.de/katha/wp-content/themes/darwin/doku/teil_der_welt.mov
windiger Baum filmt windige Bäume (Macro-Cam)

http://vogelzeig.de/katha/wp-content/themes/darwin/doku/relative_bewegung_01_short.mov
ameisenfreie Brottüte filmt windige Umgebung (Macro-Cam)

Der Wind bläst permanent. Wir haben keine Heringe (nicht im Hangepäck erlaubt), unser Zelt ist ein Häufchen Elend. Der Wind bläst so stark, er lässt uns ab und zu erahnen, dass wir wirklich in einem Palast leben. Dann fährt die Luft unters Vorzelt und hebt es vier Meter in die Luft. Das ganze Zelt bläht sich zu einem barocken Tanzsaal und wir fühlen uns herrschaftlich. Dann klatschen uns die Zeltwände wieder aufs Gesicht.

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Flusser “Gesten” S. 68

“Die mit Werkzeugen ausgestatteten Hände jedoch besitzen nicht die Sinnlichkeit der nakten Hände. Sie können einen Gegenstand nicht von einer Person unterscheiden. Alles ist behandelbar geworden, machbar. Die Personen sind Gegenstände geworden[…]”

… Worin unzweifelbar eine große Gefahr liegt, die wir kennen weil sie sich schon zu großen Teilen verwirklicht hat. Es liegt aber auch ein Potential darin: Was, wenn wir nicht nur “die Differenz zwischen einem Gegenstand und einer Person” vergessen (ebd.), sondern auch umgekehrt die Differenz zwischen einer Person und einem Gegenstand vergessen können? Das hieße dann nicht etwa: Personen zu vergegenständlichen, sondern im Gegenteil Gegenständen ihr Eigenleben zuzugestehen. Es hieße den Dingen persönlich zu begegnen, auf einer Augenhöhe. Man müsste die dingliche Welt aufwerten und, ja, die Person abwerten, damit sie sich auf einer Stufe treffen können.
Bis wir nicht mehr nur den Widerstand eines Materials, sondern seinen Druck wahrnehmen und mit ihm in einen Dialog treten können.
…………

Selbstbeobachtung: Der Versuch, die theoretische Distanz wieder aufzubauen. Wir sie nicht eher dadurch ausgebaut?

Lacan hat beschrieben, dass unser blinder Fleck der Punkt ist, von dem aus das Objekt uns anblickt. Er ist nicht in uns, sondern im “anderen”. Er ist die Perspektive des anderen oder die andere Perspektive.

Wenn wir unseren blinden Fleck also finden wollen (und das ist das Bestreben der objektiven Beschreibung der Welt: den blinden Fleck finden und sehen machen), müssen wir diesen doch im “andern” suchen.  Um ihn dort zu suchen, müssen wir uns hinein begeben. Wir müssen uns ins andere begeben.
Den blinden Fleck sehen machen würde bedeuten die Perspektive des anderen einzunehmen. Und das ist das Gegenteil von Selbstbeobachtung, die ein Rückzug ins Ich uns eine Verfestigung des Ich bedeutet.

Die Frage ist dann, ob wir das wirklich wollen. Denn in der Perspektive des anderen löst sich das Ich auf. Es wird zur Welt und untrennbar von ihr. Mehr noch: Wenn wir tatsächlich beide d.h. alle Standpunkte einnehmen können, dann löst sich nicht nur die Welt auf, sondern alle Unterscheidung und mit ihr alle Beschreibung. Sie ist dann zwar nicht mehr nötig, aber eben auch nicht mehr wissenschaftlich erfassbar (was ja nicht nur Ausgangspunkt, sondern auch Zweck des ganzen war: wissenschaftliche Erfassung der Welt).

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