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Brief #1 (keTT-Institut)

Meine sehr geehrte Frau Dr. H.M. Loupaasz!

Gerade im Zug, auf der Heimfahrt von der Forschungsreise in Berlin. Eben sahen wir uns noch von Angesicht zu Angesicht, und kaum geht die Türe zwischen uns zu, keimen schon neue Fragen in meinem Kopf. Sie keimen, aber reifen und wachsen können sie dort nicht. Ideen sind nicht substantiell, sie können nur zwischen den Ideenträgern existieren, in einer Art oszillierender Bewegung. Die Information hingegen ist die der Substanz eingeprägte Idee. Auch sie ist nicht substantiell, aber, wie wir alle wissen: sie hat ein Gewicht. (Ihr Gewicht kann auch negativ sein.) So oder so, die Idee hat kein Gewicht. Sie ist nicht Substanz, sondern (oszillierende) Bewegung.

Das nur am Rande. Nun lese ich noch einmal den handschriftlichen Entwurf zu diesem Brief und ich muss sagen: ich versteh ihn selbst nicht mehr. Irgendetwas scheine ich Ihnen mitteilen zu wollen über das Ding, an dem ich mit Ihrem Assistenten und beringten Kollegen, Dr. DHML, gearbeitet habe. Das spiegelnde und durchsichtige Wurfgerät, das aus Kostengründen scheitern musste.  [Zur Erinnerung, das Ding ist der Ball, der aus Kameras besteht, die nach außen zeigen und Displays, die abspielen, was die Kameras “sehen”. ]
In meinen Notizen rolle ich die geschichtliche Entwicklung des Dings auf und versuche zu zeigen, wie es sich aus dem Versuch, den Wassertopfen zu immitieren, entwickelt hat. Ich schreibe unter anderem: “Was ist denn nun sein unabhängiger Vorläufer, wenn nicht der Wassertropfen, der die Ganze Welt durchscheinen lässt und sie widerspiegelt, indem in ihr ist?” So und ähnlich kryptisch sind meine Notizen. Jedenfalls: Aus dem Versuch, den Wassertropfen zu verbessern, sich von ihm zu emanzipieren, gehen nun in der modernen Welt und Wissenschaft alle Bestrebungen dahin, ihn nicht mehr zu verbessern, auch nicht ihn zu reetablieren, sondern schlicht: ihn wieder sehen zu können. Wir haben den Wassertropfen und die ganze Welt hinweg erklärt, geklärt, zum Verschwinden gebracht. Zumindest aus unseren Köpfen. Wir können mit jeder Theorie, die wir aufstellen, mit jedem Medium, das wir entwickeln, nur sehen, was durch diese Theorie, durch dieses Medium sichtbar wird. Diese Dinge werden eingeblendet – und ihnen zu Gunsten werden andere Dinge ausgeblendet. Es ist in etwa so, als sei die ganze Welt und alles in ih gleich hell. Damit ist sie nicht sichtbar, es gibt keinen Kontrast, keinen Hintergrund auf dem sich etwas abzeichnen könnte. In einer solchen Welt sind alle Dinge gleichrangig. Sie stehen nebeneinander und sind von allen Seiten beleuchtet. Nun gehen wir hin und stellen einige der Dinge hinter andere. Wir stellen sie in den Schatten anderer, die auf diesem Hintergrund (den beschatteten Dingen) selbst sichtbar werden. [Man könnte die Geschichte auch umdrehen und sagen, dass die Dinge, die in den Schatten stehen die sind, die sichtbar für uns sind. Je  nachdem.]

Das soll nun für heute alles von meiner Seite gewesen sein.
Bitte erzählen Sie mir doch mehr von der Idee über die Sie kürzlich am Telefon sprachen, von dem Überwinden unüberschreitbarer Grenzen. Was für eine wunderbare Idee!

Ich erwarte voller Spannung und Vorfreude Ihren Brief!

Ihre Dr. K. Ta

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