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Darwin’sche Finken suchen (1)

Sorry, but your file is too small to be a valid video… [Vimeo! Das soll eine vorläufige Lösung sein. Für den Blog ok, aber für die Website bitte nicht.]

Ich fange an, meine Videos zu sammeln. So wenige sind das gar nicht. Ein paar Favoriten packe ich in eine Mail an Anja und Heike:

Dann schreibe ich noch folgende Übersicht:
Darwinsche Finken suchen

Charles Darwin ist auf der Weltumsegelung mit der HMS Beagle noch sehr jung und bei weitem kein Naturwissenschaftler: Er ist im Begriff, Pfarrer zu werden und seine Leidenschaft gilt dem Sammeln von Käfern. Dennoch ist er auf der Beagle angestellt als, sagen wir, wissenschaftliche Hilfskraft: In allen Ländern die sie bereisen nimmt er Gesteinsproben, sammelt Insekten und auch die nach ihm benannten Finken, die fälschlicherweise (wenn auch nie von ihm selbst) immer wieder als Beweis für seine später erschienene Evolutionstheorie heran gezogen werden.

Darwin ist auf der Suche und auf seiner Reise wird er fündig. So schreibt er selbst in seiner „Fahrt der Beagle“ (1839):

Sie [die Reise in ferne Länder, Anm. K.H.] schärft und stillt zum Teil auch jenes Bedürfnis und Sehnen, welches, wie Sir J. Herschel bemerkt, ein Mann erfährt, selbst wenn ein jeder körperlicher Sinn voll befriedigt scheint. […]
(S. 657, marebuchverlag, Hamburg, 2009)

Das „Bedürfnis und Sehnen“ bleibt unbestimmt, Darwin weiß selbst nicht, was er auf dieser Reise sucht. Sicher nicht nach der großen Theorie. Sicher nicht nach den Rankenfußkrebsen die ihn in jahrelang inm Hinblick auf die Theorie beschäftigen sollten. Nach ordinären Finken sicher ebenso wenig. Und dennoch sucht etwas. Eine neue Beschäftigung. Ein besseres Verhältnis zu seinem Vater. Die Grenzen der Welt. Käfer. Was ihn und seine Suche auszeichnet ist vor allem die Ziellosigkeit (die keine Richtungslosigkeit ist, keine blinde Verwirrung, sondern ganz im Gegenteil: ihm viele Richtungen ermöglicht). Und gerade weil er nicht weiß, was er sucht, ist er aufmerksam (es trieb ihn nicht an den Dingen vorbei, weil er hinter ihnen etwas vermutete, so kann er sie überhaupt wahrnehmen) und offen genug, zu erleben, zu beobachten und dadurch: etwas zu finden.

Unter moralischen Gesichtspunkten sollte eine solche Reise ihn [den jungen Naturforscher, Anm. K.H.] gutwillige Geduld lehren, Freiheit von Selbstsucht, die Gewohnheit, für sich selbst zu handeln und aus jedem Geschehnis das Beste zu machen.
(S. 657, marebuchverlag, Hamburg, 2009)

Diese Tugenden sind gleichsam Voraussetzung um sie zu erlangen und Lohn ihrer selbst. Er beschreibt sie als die Eigenschaften eines guten (jungen) Naturforschers und doch sind es eher die des Reisenden, der sich dem Fremden öffnet und als Wanderer (nicht wertend, B.-C. Han) und Gast (er wird eingelassen) die Welt wahrzunehmen sucht.
Dieses mystische Denken (der Zugang zum anderen) steckt in der Person Darwins. In seinen Werken wird der Bruch zwischen seinem mystisch und seinem wissenschaftlichen Denken offenbar: er zieht sich durch seine Sprache, er quält ihn in Krankheit und bringt seine Werke hervor. Vor allem aber ist uns dieser Bruch schon fern genug um ihn erkennen zu können und noch nah genug um ihn nachzuvollziehen (in uns selbst zu spüren).


Was suche ich? Nach was für Kriterien bewerte ich eine Situation als interessant? Das kann ich gar nicht anders sagen als: wenn sie mich berührt. Ziehe ich mich damit aus der Affäre? Ich will eingrenzen: Ich kenne die Situation und wenn ich sie kenne ist sie mir weit eher körperlich bekannt als visuell.

Was ich tue: Experimente mit Kameras, Bewegungen, Worten.

Was immer wieder vor kommt:

•    relative und abhängige Bewegungen
•    Wasser
•    zyklische Bewegungen
•    scheinbare Wiederholung

Wasser übt für mich besonders starke Anziehungskraft aus und kommt immer wieder vor. Wasser hat unzählige Zustände und Kräfte, seine Oberfläche lässt unglaubliche Spannungen zu. Wasser verbindet, durchdringt, hat eine ganz eigene Körperlichkeit, die nicht absolut abgetrennt ist, aber Absolutheiten zulässt (Formen durch Oberflächenspannung).

•    Kräfte, äußere und innere
•    Konzentration
•    Gegenwart, einlassen auf/aushalten
•    Einflüsse, Störungen
•    Spannung/Auflösung

Mich interessiert was größer oder kleiner, schneller oder langsamer ist, als dass ich es wahrnehmen würde. Es interessiert mich, solche Dinge vermittelt wahrzunehmen und dadurch meine Schwachstellen. Eines der großartigsten Videos ist von Viola, ist unerträglich langsam und zeigt Menschen, die durch Wasser gehen. Ich habe nicht den Anspruch, solche Videos zu machen. Aber zu einer solchen Wahrnehmung zu kommen vielleicht.

•    (scheinbare) Wiederholung
•    Experiment
•    Prototyp,  Singuläres

Mich interessiert, wie die Dinge nicht funktionieren. Oder: was die Dinge noch tun, außer zu funktionieren. Ich mag es, Dinge zu zerbrechen, ihre fragilen Stellen zu finden. Nicht um sie danach besser zusammenzusetzen (oder besser zu erfinden), sondern um die Bruchstellen auszukosten. Bruchstellen sind das mehr einer Sache, ihr Potential (nicht nur entwerfend gemeint).

•    Dinge, unbelebtes (das belebt wirkt, m.A. belebt ist)

Geschichten interessieren mich. Alles erzählt und wir können zuhören. Wenn Bilder auf andere Bilder treffen, wenn sie auf Töne treffen, entstehen Brüche, wird Platz für Sinn frei, den wir uns immer zusammen spinnen.

•    Container/Hohlräume
•    Das Innen und das Außen:
•    wo fängt es an, was ist eine Grenze?
•    fixieren, Standpunkt, relativer Standpunkt, Verbundenheit

Relative Bewegungen ziehen mich an. Wer sich als Erwachsener mal von einem anderen Menschen tragen lässt, wirklich tragen, die Verantwortung abgebend, den Mittelpunkt in den anderen verlagernd, der wird einen Schwindel erleben und, wenn er den Perspektivwechsel zulässt, für einen Moment einen relativen Stantpunkt erleben (der sonst auch vorhanden ist, aber ausgeblendet wird).

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